Natur pur

Bei uns im Garten entstand Anfang März sehr spontan eine Art Faschine aus Weidenabschnitten, die uns einfach zu schade fürs Osterfeuer waren. Wo bisher ein Lattenzaun die Grundstücksgrenze markierte, liegen jetzt Reisigbündel hinter kurzen Weidenpflöcken und laden verschiedenste Vögel zum geschützen Verweilen ein. Auch Insekten und Kleinsäuger haben den Schutz bereits gut angenommen. Diese Art der Befriedung gehört eigentlich direkt an Böschungen von Gewässern, steht an der Strasse also etwas untypisch. Wir dachten uns, dass es eine gute Ergänzung zu dem dahinter entstehenden Knick sein könnte, der ja typischerweise in die Geest gehört. Wir sind hier eben irgendwo dazwischen!

Knick, der: Traditionell ist der Knick ein norddeutsches Kulturgut, welches die Landschaft prägt, seinen Namen kann man auf die ursprüngliche Art seiner Pflege zurückführen: Alle 10 bis 15 Jahre werden die Gehölze, die auf einer Art Wall wachsen, „geknickt“; das gewonnene Holz ist Bau-, Werk- und Brennholzlieferant.

Leben – Natur – Vielfalt

Wir haben mal ganz klein angefangen: Anstelle von Kirschloorbeer und Thuja schwebte uns schon lange vor, in unserem Garten die Pflanzen anzusiedeln, die der hier typischen Tierwelt ein Zuhause geben können. Vor allem dornige bzw. stachelige Sträucher wie Schlehe, Weißdorn, Rotdorn und Hundsrose dienen als sichere Barriere vor streunenden Haustieren und bieten Vögeln Schutz. In größeren Abständen wachsen im Knick auch „Überhälter“, das sind Bäume wie Eichen oder Hainbuchen, die nicht geknickt werden. Manche Vogelarten haben inzwischen ihr Hauptvorkommen in Knicks, weil andere natürliche Lebensräume kaum noch existieren. Hierzu gehören die Goldammer, der Neuntöter und die Dorngrasmücke. Auch für das Rotkehlchen findet sich hier ein geeigneter Lebensraum, ja sogar eine perfekte Nistmöglichkeit: Zum einen schützen die Dornen des Gebüsches vor Feinden, zum anderen finden die Vögel hier reichlich Nahrung wie z.B. Raupen, die gern auf wildwachsenden Stauden wie Brennesseln am Fuße der Gehölze leben.

Wir sind gespannt, wen wir hier alles in Zukunft sichten werden!

Leben.natur.vielfalt, so heißt auch ein Bundesprogamm des Umweltministeriums gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz unter dem Motto „Kommunen schaffen Vielfalt“. Es werden bis zum 31.5.2020 Projektideen aus Städten, Gemeinden und Landkreisen gesucht, die 40 besten Projekte werden mit je 25.000 € unterstützt.

Neben dem tollen, schon laufenden Projekt „Kollmar blüht auf“ gibt es so viele Ideen und Experimente in unseren Gärten und auf den Ländereien. Wäre das nicht zukünftig auch etwas für uns in Kollmar?

[ Anmerk. der Redaktion: In der DorfFunk-App oder unter dem Hashtag #kollmare auf Instagram können wir schon jetzt naturnahe Projekte zeigen und uns und andere zum gegenseitigen Nachahmen anregen. ]

1 Kommentar zu „Natur pur

  1. lebeninkollmar 28. April 2020 — 13:40

    Die Grenze zwischen unserem Garten und dem Deich besteht (neben dem Schafszaun) aus einem „Knick“ mit heimischen Sträuchern – u.a. Haselnuss, Bauernjasmin, Pfaffenhütchen, Schneeball usw. Darunter dürfen Brennesseln wuchern. Eine Seite ist mit Schwarzdorn bepflanzt. Gerade jetzt dominiert der Waldmeister und überzieht alles mit einem weißen Blütenflor. Das Buschwindröschen ist fertig mit der Blüte. Neben einigen Vogelarten werden hier regelmäßig Fasanenkücken aufgezogen und schon oft haben wir ein Hasenkind in seiner Sasse entdeckt. Die Hasen sind dann irgendwann wieder weg. Der eine oder andere Fasan bleibt uns treu und frißt uns aus der Hand. Es ist beglückend und tröstlich der Natur so nahe sein zu dürfen.

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